Presseberichte

Plastische Chirurgen leisten ehrenamtlich wertvolle Hilfe

Unter plastischer Chirurgie stellen sich die meisten ästhetische oder kosmetische Eingriffe vor, jedoch ist dies nur eine, wenn auch nicht unbedeutende Richtung. Die rekonstruktive Chirurgie, welche verlorengegangene Funktionen des Körpers infolge etwa von Fehlbildungen oder Tumoren wiederherstellt, und die Verbrennungschirurgie sind nur zwei der weiteren Hauptrichtungen der plastischen Chirurgie. Medizinische Behandlungen wie die Menschen sie in Deutschland genießen, sind in den meisten Ländern nicht möglich.

 

Bild Dr. Exner

Kinder in Entwicklungsländern müssen mit entsetzlichen Entstellungen und angeborenen Fehlbildungen leben, ohne jegliche Hoffnung auf Hilfe. Die beiden plastischen Chirurgen Privatdozemt Dr. Klaus Exner und seine Kollegin Dr. Bianca Baican, die ihre chirurgische Praxis in Oberursel haben, arbeiten mit dem Förderverein „Pro Interplast Seligenstadt“ des Vereins „Interplast-Germany“ zusammen und reisen mehrmals im Jahr ehrenamtlich in Entwicklungsländer, um dort Kinder zu operieren, die sonst aufgrund von Armut und fehlenden Spezialisten keine Chance auf eine Behandlung hätten.

„Interplast-Germany“ ist ein Verein zur Förderung medizinischer und sozialer Hilfe in Entwicklungsländern und basiert auf dem freiwilligen unentgeltlichen Engagement der Mitglieder. Deren Arbeit wird über Spenden sowie durch Mitgliedsbeiträge finanziert. Viele Spenden kommen von der Pharmaindustrie. Um Menschen zu helfen, reisen Ärzteteams in ihrer Urlaubszeit mit medizinischen Gerätschaften und Medikamenten in Entwicklungsländer und operieren ihre Patienten kostenlos. Die Kosten für Flüge, Medikamente und ähnliches übernimmt „Pro Interplast“. Da die Ärzte versuchen, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten, ist die Unterbringung der Teams sehr einfach.

Keine erhöhten Risiken

Waltraud Huck hat „Pro Interplast“ aufgrund ihrer Begeisterung für die großartige Hilfe der Ärzte im Oktober 1989 gegründet. Seitdem finanziert der Förderverein jährlich etwa 25 Auslandseinsätze. Einige der Projekte, etwa in Myanmar, der Ukraine und in Paraguay, laufen schon seit vielen Jahren. Die Chirurgen behandeln sämtliche Krankheitsbilder, die mit der plastischen Chirurgie zu tun haben. Von Tumoren in Muskeln oder Knochen bis hin zu Verbrennungen und Fehlbildungen am ganzen Körper operieren sie alles vom Scheitel bis zur Sohle. „Es gibt natürlich Eingriffe, die schon Routine sind. In Myanmar, wo wir etwa dreimal im Jahr hinreisen, operieren wir durchaus zwölf bis 14 Kinder am Tag mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten. Es ist jedoch jedes Mal auch eine Überraschung dabei. Wenn sich dort in der Bevölkerung herumspricht, dass ein Ärzteteam kommt, dann werden auch Kinder vorgestellt, mit denen man so nicht gerechnet hatte. Deshalb versuchen wir, dafür zu sorgen, dass wir vorher Bescheid wissen und auf alles vorbereitet sind“, so Dr. Exner, „Wenn wir wissen, dass dort häufig Kinder mit Knochenproblemen zu uns kommen, dann sorgen wir dafür, dass Orthopäden mit im Team sind.“ Die Risiken seien dank umfassender Vorbereitung nicht höher als in Deutschland: „Es werden keine Operationen durchgeführt, die für die Kinder le-bensbedrohlich sind.“

Integration in die Gesellschaft

Die Einsätze variieren in ihrer Dauer. Kurzeinsätze dauern nicht länger als neun bis zehn Tage. Die Anzahl der Kinder, welche die beiden Ärzte behandeln, variiert von Einsatz zu Einsatz. Durchschnittlich schaffen es die Ärzteteams, 100 bis 120 Kinder in neun bis zehn Operationstagen zu behandeln. Je besser die Reisen koordiniert sind, desto mehr Kindern kann geholfen werden. Das Gast-Ärzteteam und die Ärzte an den Einsatzorten müssen problemlos zusammenarbeiten. Darüber hinaus gibt es viele freiwillige Helfer vor Ort, die die Ärzte bei ihrer Arbeit unterstützen. Beim jüngsten Einsatz von Dr. Exner und Dr. Baican in der Ukraine halfen etwa 500 Freiwillige dabei, die Kinder und ihre Familien zu versorgen und die Ärzte während ihres Aufent- halts zu verpflegen.

Die beiden Ärzte aus Oberursel sehen es als wichtige Aufgabe zu helfen, wenn geholfen werden kann. Sie denken, dass sie insbesondere als plastische Chirurgen in kürzester Zeit sehr viel verändern können. Für ein Kind mit einer Fehlbildung in einem Entwicklungsland könne eine ein- bis zweistündige Operation lebensverändernd sein. Leider würden Kinder mit angeborenen Fehlbildungen oder Erkrankungen in Entwicklungsländern nicht von der Gesellschaft akzeptiert, da dort mit Krankheiten nicht so offen umgegangen werde wie in Deutschland. Eine Erkrankung werde häufig als Bestrafung angesehen. Die Behandlung ermögliche es kranken oder missgebildeten Kindern somit, ein sozial integrierter Teil ihrer Gesellschaft zu werden.

Nach über 20 Jahren regelmäßiger Einsätze von Teams in Myanmar sei zu sehen, wie Medizin und Technik sich dort weiterentwickelt haben. Vor Kurzem erst wurde dort ein Zent- rum eröffnet, das auf häufige Fehlbildungen spezialisiert ist. Die Ärzte in den Entwicklungsländern hätten von den Gast-Ärzten viel gelernt und durch die Spende von Geräten und Medikamenten seien die Möglichkeiten der ortsansässigen Ärzte gestiegen, ihre Patienten effektiv zu behandeln.

Entwicklungshilfe sei enorm komplex und brauche viel Zeit und Organisation, so Dr. Exner und Dr. Baican. Die Verbesserung der Bedingungen für die Menschen in Entwicklungsländern sei insbesondere eine politische Frage. Bis Verbesserungen spürbar werden, reisen Ärzteteams wie Dr. Exner und Dr. Baican weiterhin um die Welt, um so vielen wie möglich zu helfen.