Einsatzberichte

Bericht ALTERNATIVAS e.V. und C.E.T.A. - Straßenkinderprojekt in Cajamarca (Peru)

Im Frühjahr 2022 erhielt unser gemeinnütziger Verein ALTERNATIVAS e.V. eine großzügige Spende - 10.000 Euro - von pro interplast Seligenstadt e.V.
ALTERNATIVAS e.V. wurde 1999 von einer Gruppe Studierender in Berlin gegründet, um die Arbeit des Straßenkinderprojektes C.E.T.A. (Centro Experimental de Talleres Artísticos) in Cajamarca (Peru) zu unterstützen.

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sind in den vergangenen Jahren die gesundheitliche Situation sowie die medizinische Versorgung der Zielgruppe stärker als zuvor in den Fokus der Arbeit von C.E.T.A. gerückt. Viele Familien haben aufgrund von Marktschließungen, Verkaufsverboten und Hygienevorschriften ihre Einkommensquellen eingebüßt. Viele Kinder haben Angehörige verloren, einige sind sogar zu Waisen geworden. Die Lebenshaltungskosten sind rapide angestiegen, es fehlt an medizinischer Grundversorgung. Seit 2020 versuchen wir, dort wo es am nötigsten ist, zu helfen. Ziel der Spende von pro interplast war es, die Umsetzung verschiedener Projekte zur Verbesserung der medizinischen- und Gesundheitsfürsorge der Kinder und Jugendlichen von C.E.T.A. sowie deren Familien zu ermöglichen. Zum Einen ging es dabei um akute Hilfe: die Finanzierung von Essenspakete für besonders bedürftige Familien sowie die Aufstockung unserer medizinischen Notfallkasse. Zum Anderen sollten zwei längerfristig angelegte Projekte angeschoben werden: der Bau einer kleinen Outdoor-Küche, die es dem Projekt möglich machen soll, den Kindern und Jugendlichen ein warmes Mittagessen anzubieten, sowie die Kooperation mit einer Frauenklinik zur Etablierung regelmäßiger Aufklärungsarbeit im Projekt.

Peru_Lebnsmittelpakete

Durch Spenden und Mitgliedsbeiträge werden die in Cajamarca anfallenden Kosten für Mitarbeiter*innen, Räumlichkeiten, Materialien u.a. gedeckt. Die Kooperation zwischen beiden Vereinen zeichnet sich durch einen engen persönlichen Kontakt aus. Im Vordergrund unserer Arbeit steht der soziale Aspekt der Nachhaltigkeit im Sinne eines solidarischen Ausgleichs sozialer Benachteiligung: Sämtliche Mitarbeitenden des deutschen Vereins sind ehrenamtlich tätig, eingenommene Gelder fließen ausschließlich und direkt in die Projektarbeit in Peru. Die pädagogischen Mitarbeiter*innen in Cajamarca können für ihre Arbeit entsprechend entlohnt werden und stellen ihre Kompetenzen wiederum extrem benachteiligten Kindern und Jugendlichen zur Verfügung. Ehemalige Projektkinder, denen über Patenschaften eine Berufsausbildung/ein Studium ermöglicht wurde, kommen z.B. als Freiwillige ins Projekt zurück, um ihre Erfahrungen an die folgende Generation weiter zu geben.

C.E.T.A. ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein und entstand 1998 auf Initiative einer Gruppe von peruanischen Sonderschullehrer*innen in Cajamarca. Seit Anfang der 1990er Jahre hatte die Ausbeutung der umliegenden Gold- und Silberminen – neben immensen ökologischen Auswirkungen – zu einer rapiden Veränderung der Sozialstruktur der Stadt geführt. Steigende Lebenshaltungskosten führten zu einer Verschärfung des Gegensatzes zwischen Arm und Reich, es entstanden wachsende Armutsviertel an den Rändern der Stadt. Die engagierte Lehrer*innen- Initiative richtete ihr Augenmerk auf die Kinder und Jugendlichen, die in besonderer Weise Leidtragende der gesellschaftlichen Spannungen und sozialen Missstände sind: Viele leben in ärmsten Verhältnissen, müssen auf der Straße arbeiten oder betteln, wachsen in unvollständigen oder ganz ohne Familien auf. Unterernährung, Krankheiten, Psychischen Probleme und der Zusammenschluss von Kindern und Jugendlichen zu Banden sind die Folge.

Dieser Gruppe, der in der Regel der Weg in Bildungsinstitutionen verschlossen bleibt, nimmt sich C.E.T.A. bis heute an.

Als niedrigschwelliges, für alle Interessierten offenes Angebot will das Projekt Kinder und Jugendliche erreichen, die von anderen Projekten (die häufig mehr Gegenleistung erwarten) nicht profitieren können. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf präventiver Beziehungsarbeit. Indem die Pädagog*innen Beziehungsangebote machen, die über ein Lehrangebot in Kursen hinausgehen, soll psychosozialen Problemen vorgebeugt werden. Auch unterstützt das Projekt Kinder und Jugendliche bei der Schulausbildung: Beschaffung der nötigen Papiere, Hilfe bei der Einschulung und ein tägliches Angebot der Hausaufgabenbetreuung sind Bestandteil der Arbeit von C.E.T.A..
Seit einigen Jahren gibt es im Projekt vormittags ein Angebot für die ganz Kleinen: Kinder, die zu Jahresbeginn von allen anderen Kindertagesstätten abgelehnt wurden, finden bei C.E.T.A.
Aufnahme und können hier auch offiziell einen Vorschulabschluss erwerben, Voraussetzung für einen anschließenden Schulbesuch. Wichtig ist auch die Öffentlichkeitsarbeit: Theater- und Tanzaufführungen auf der Straße, Fotoausstellungen und Straßenumzüge sollen den Blick der Öffentlichkeit auf die Bedürfnisse und Probleme – aber auch Forderungen – der Kinder und Jugendlichen lenken. Hierbei wird eng mit anderen sozialen Projekten zusammen gearbeitet.

Projektbericht zum Download