Pirimiti Hospital Süd-Malawi 01.11.2022 – 20.11.2022
Die Wiedersehensfreude war riesig, als wir nach genau 3 Jahren Corona-Abstinenz mit fast gleicher Mannschaft in Pirimiti-Südmalawi ankamen und Schwester Mary uns wieder in ihre Arme schließen konnte.
Sie und ihre einzige Krankenhaus-Ärztin, Dr. Chitsanzo, hatten prächtige Vorarbeit geleistet. Nicht nur, dass die Genehmigungsverfahren für Ärzte und Schwestern zwischenzeitlich ungleich komplizierter geworden waren, Schwester Mary musste dafür extra die Reise in die Hauptstadt unternehmen und unzählige Gespräche und Mails führen. Dafür wurden wir entlohnt durch die perfekte Vorarbeit unserer einheimischen Kollegin. Diese hatte als Jahrgangsbeste von ganz Malawi ein Stipendium für China erhalten und dort 6 Jahre studiert. Wir nannten sie deshalb nur noch mit ihrem chinesischen Namen: Dr. Meilin (schöne Blume). Die chinesische Perfektion und die dort erlernte Durchsetzungskraft und Strebsamkeit erfuhren wir schon am ersten Tag, als sie uns eine gedruckte Liste aller Patienten der ersten Woche vorlegte mit Diagnosen, Telefonnummern und Fotos. Letztere hatte sie mir größtenteils schon vorab zugeschickt. Die Akquise der Patienten hatte sie größtenteils über die sozialen Medien erreicht, mit sichtlich größerem Erfolg als über das Radio, was wir im Norden zuletzt nicht mehr mit so großem Erfolg erfahren hatten.

Meine Frau und ich waren schon einige Tage vorher angekommen und hatten das in Pirimiti gelagerte Material und Instrumentarium, sortiert, welches wir beim letzten Mal dagelassen hatten sowie zwischenzeitlich aus unserem Lager im Norden in Kaseye nachgeliefert hatten und jetzt auch mitgebracht hatten, und in den OP gebracht, so dass es am Montag gleich losgehen konnte. Es waren auffällig viele kleine Patienten mit Kontrakturen, zumeist nach Verbrennungen, zusammengebracht worden, aber auch große Tumore und sonstige Verletzungsfolgen. So war jeder Operationstag gut gefüllt.
Unser Anaesthesieteam (Hamm/Stasius) beeindruckte mit dem Einsatz zahlreicher ultraschallgestützter Nervenblockaden, selbst bei Kleinkindern , zur schonenden und anaesthesiesparenden Betäubung.
So konnten in den 2 Wochen 58 Operationen praktisch komplikationsfrei durchgeführt werden.
Da war Mike, ein 16jähriger Schüler, der vor Jahren eine schwere Gesichtsverbrennung erlitten hatte und fast zur Unkenntlichkeit entstellt war. Er konnte insbesondere das rechte Auge nicht mehr schließen, am Unterlid hatte sich ein hässliches Geschwür gebildet. Ihm konnten wir mit einer Oberlidplastik den vollständigen Lidschluss wiederherstellen.
So konnte das Team in viele glückliche Gesichter blicken und hochzufrieden mit den guten Ergebnissen und den vielen geschlossenen Freundschaften wieder die Heimreise ins kalte und problembelastete Europa antreten; der nächste Einsatz ist gewiss, denn leider konnten wir in der gegebenen Zeit längst nicht alle vorgestellten Patienten versorgen.
An dieser Stelle sei allen Spendern, die diesen Einsatz möglich gemacht haben, herzlich gedankt, besonders auch pro interplast Seligenstadt e.V., die die Flugkosten übernommen haben.
Dr. Michael Schidelko