Presseberichte

Hilfe die ankommt

Zu seiner Mitgliederversammlung hatte der Seligenstädter Förderverein „pro interplast“, seine Mitglieder, Freunde und Gönner in das Vereinsheim der Stadt Seligenstadt eingeladen.

Neben den Mitgliedern konnte die Vorsitzende Waltraud Huck auch dieses Jahr wieder zahlreiche Gäste und engagierte Ärzte begrüßen.

Mit den Spenden und Bußgeldern durch Gerichte und Staatsanwaltschaft werden gemäß der Satzung des Vereins 100 Prozent für die humanitäre Hilfe schwerstgeschädigter Menschen in und aus Entwicklungsländern verwendet.

Durch die Unterstützung zahlreicher Spender und Unterstützer konnten im vergangenen Jahr 34 große und kleine Ärzteeinsätze finanziert werden. Die Firma ICAP-Deutschland GmbH hat wieder einen Teil der Courtage an ihrem „Charity-Day“ für die Arbeit von Dr. Vogt in Kalkutta zweckgebunden gespendet.

Nach einer engagiert geführten Aussprache beschlossen die Vereinsmitglieder die vom Vorstand des Vereins eingebrachte Satzungsänderung mit dem Ziel den Vereinszweck breiter aufzustellen. Denn es genügt nicht einen Menschen nur zu operieren, auch seine Lebensumstände können durch geringe finanzielle Aufwendungen erheblich verbessert werden, so zum Beispiel durch die Abgabe von Decken oder Vitaminsalze an Schwangere oder auch durch eine warme Mahlzeit für Straßenkinder.

Die beiden vortragenden plastischen Chirurgen Dr. Christian Radu und Dr. Volkhart Krekel stellten danach ihre von pro interplast finanzierten Einsätze in Kambodscha und Madagaskar vor.

Dr. Radu berichtete, dass bereits sein Vater Einsätze in Entwicklungsländer unternommen habe und den unermüdlich für pro interplast Seligenstadt e.V. arbeitenden Dr. Klaus Exner damals auf dessen ersten Auslandseinsatz mitgenommen habe. Als er diesem von seinem Plan erzählte auch einen Einsatz zu unternehmen, begleitete Dr. Exner nun ihn auf seinem ersten Einsatz für pro interplast Seligenstadt e.V. nach Kambodscha.

Mit einem Team der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie sowie zwei Anästhesisten des Agaplesion Markus Krankenhaus reiste er im April 2012 wenige Wochen vor der Geburt seines Kindes nach Kambodscha um Kindern zu helfen, die in einem immer noch vom Krieg gezeichneten Land sonst keine Aussicht auf eine Operation durch plastische Chirurgen gehabt hätten. Bei dem Einsatz flog die Angst mit, ob das Team die für die Operationen benötigten Anästhetika durch den Zoll bekommen würde. Der Besitz von Opiaten wird in Kambodscha mit 30 Jahren Gefängnis bestraft. Nach dem es am Zoll zunächst Probleme gab, kam den Ärzten ein Mitarbeiter des unter italienischer Leitung stehenden Krankenhauses zur Hilfe. Gemeinsam mit den Ärzten des Bambino Gesú Krankenhaus in Takeo konnte 90 Kindern, die unter anderem mit Verbrennungsfolgen, Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten, sonstigen Fehlbildungen, Unfallfolgen oder Tumorerkrankungen litten, geholfen werden.

Danach berichtete Dr. Krekel aus Kelkheim über seinen Einsatz in Madagaskar. Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Menschen kochen dort am offenen Feuer. Manche erleiden dabei schlimmste Verbrennungen. Wenn diese nicht behandeln werden entstehen Vernarbungen, die bei Menschen im Wachstum zu Verkrüppelungen führen. Die dortigen Ärzte und Krankenhäuser arbeiten aber unter erbärmlichen Umständen. Vielfach sind benötigte Medikamente und Materialien nicht vorhanden. Daher reiste das Team mit schwerem Gepäck (430 kg) an. Dabei hatten sie alles was man für die Operation und die spätere Wundversorgung benötigt. Seit 2008 operiert Dr. Krekel dort, sofern es die politische Situation im Land zulässt. Damit sichert er den Patienten und dortigen Kollegen eine kontinuierliche Betreuung zu. Die operierten Patienten können beim nächsten Einsatz noch einmal nachbetreut werden. So berichtete er von dem Fall einer Frau, die wegen eines Tumors an der Lippe von ihrem Mann samt den Kindern verstoßen worden war und mit ihnen nun auf der Straße lebte. Durch eine zwanzig minütigen OP konnte er ihr Leben und das Leben ihrer Kinder zum besseren wandeln. Als er sie im letzten Jahr wieder traf, war sie erneut verheiratet und erwartete ein Baby. Um seinen Patienten eine bessere Lebensperspektive zu vermitteln, operiert er nicht nur vor Ort, sondern unterrichtet seine dortigen Kollegen zudem in Operations- und Behandlungsverfahren. Bei Verbrennungen ist die Haut-Transplantation ein leichtes Operationsverfahren, die Ärzte aber in Madagaskar sind dafür nicht geschult.

Außer Verbrennungsopfern operierten die Chirurgen Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, die frühzeitig behandelt werden müssen, um Missbildungen zu verhindern, sowie Patienten mit Gesichts-Tumoren.

Mit dem Hinweis auf das Sommerfest (30. Mai im Hof der Privatbrauerei Glaab) schloss Vorsitzende Waltraud Huck die Versammlung der Hilfsorganisation. Auch dieses Jahr wird die Band „Blech &Co“ wieder kostenlos für den musikalischen Rahmen sorgen. Über personelle Mithilfe und Kuchenspenden, sowie einem regen Erscheinen, freut sich der Verein auch dieses Jahr.