Presseberichte

Mitgliederversammlung mit Ehrung für 25 Jahre Mitgliedschaft, ein Reisebericht aus Kamerun und Vorträge

Freunde, Spender und Mitglieder besuchten bei frühlingshaftem, sonnigem Wetter in großer Zahl die 31. Mitgliederversammlung von pro interplast Seligenstadt.

Nach einer kurzen Begrüßung gab die erste Vorsitzende Reinhilde Stadtmüller ein paar Informationen zu dem vergangenen Jahr 2018. Der Verein kann mittlerweile auf die stolze Zahl von 967 Mitgliedern blicken. Im vergangen Jahr konnten 25 Einsätze und Projekte weltweit finanziert werden. Zu den Einsatzorten zählen Indien, Myanmar, Ukraine, Paraguay, Philippinen, Kamerun, Kongo, Nepal, Peru.

Weiterhin berichtete sie, dass der von pro interplast unterstützte Arzt der German Doctors Dr. Vogt in Kalkutta, durch die großzügige Unterstützung die OPs von 83 Patienten durchführen lassen konnte. Auch das tägliche Mittagessen der Brick Field Kinder in Kalkutta, die Kinderstation sowie das Outdoorprogramm, das eine Therapie für Kinder mit Sichelfüßen bietet, konnte sich bei seiner Arbeit auf die Unterstützung von pro interplast verlassen.

Danach berichtete Reinhilde Stadtmüller von ihrer privat finanzierten Reise nach Kamerun, welche sie im März absolvierte. Sie besuchte dort den HNO-Arzt Dr. Max Leßle und das Krankenhaus in dem er arbeitet sowie das ASEED Waisenhaus im Kamerun (Ngaoundere), um die Arbeit vor Ort selbst zu erleben. Nach 2 Tagen Anreise über Frankfurt-Brüssel-Duala-Yaounde waren sie und ihr Mann endlich am Ziel.

Vor 5 Jahren hat die dort lebende Schwester Carine das Waisenhaus ASEED gegründet. Immer wieder wurden kleine Säuglinge und Kleinkinder zu ihr gebracht. Teils wurden sie vor ihrem Haus abgelegt oder im Müll abgelegt und danach zu ihr gebracht. Schnell waren es so viele Kinder, dass sie ein Haus anmieten musste. Völlig verzweifelt, wie sie das Geld für Miete, Strom und Wasser aufbringen, und vor allem die teure Säuglingsmilch kaufen sollte, wandte sie sich an Dr. Max Leßle, den pro interplast schon einige Zeit unterstütze. Er stellte das Projekt bei seinem Besuch in Deutschland dem Vorstand von pro interplast vor und schnell war man sich einig, dass man Schwester Carine und ihre eindrucksvolle Arbeit unterstützen wollte.

Mittlerweile beherbergt und versorgt sie 44 Kinder ab dem Säuglingsalter. Das jüngste Kind ist zwei Monate alt, 26 Kinder sind schulpflichtig, 12 Kinder sind Kleinkinder und 6 sind Babys. Vor dem Waisenhaus betreiben die Kinder ein kleines Kiosk mit Artikeln für den täglichen Bedarf um ein wenig Geld zu verdienen, ebenso betreut Schwester Carine die Kinder aus der Nachbarschaft, ähnlich einem Kindergarten, so dass deren Eltern arbeiten gehen können und erhält dafür ein wenig Geld. Natürlich reicht das Geld zur Finanzierung des Waisenhauses nicht. Zudem ist es wichtig, dass die Kinder die Möglichkeit erhalten, in die Schule zu gehen. Nur so ist es möglich den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Leider ist die Schulbildung in Kamerun nicht kostenlos. Pro Kind kostet der Schulbesuch für 1 Jahr inklusive Schuluniform, Gebühren, Geld für Bücher, Hefte und weiteren Schreibbedarf 100 Euro. Das sind ca. 28 Cent pro Tag. Helfen sie uns und Schwester Carine den Kindern eine Zukunft zu geben und werden sie Schulpate eines Kindes.

Nach dem Kassenbericht, dem Bericht des Kassenprüfers und der Entlastung wurde Georg Sommer einstimmig zum 3. Beisitzer gewählt. Der Verein hat dieses Jahr 16 Mitglieder geehrt, die bereits seit 25 Jahren Mitglied sind. Zu den Geehrten gehört auch Reinhilde Stadtmüller, die nach ihrem Eintritt schnell in den Vorstand kam und nach langer Zeit als 2. Vorsitzende seit Februar 2014 den Vorsitz von der Gründerin Waltraud Huck übernommen hat. In der Laudatio durch Christian Kühner betonte dieser, dass im Gespräch mit Mitgliedern des Vereins, des Vorstandes und vor allem durch Frau Huck immer wieder die Begriffe offen, ehrlich und mutig gefallen seien und Frau Stadtmüller ein Segen für den Verein sei.

Dr. Exner aus dem Markus-Krankenhaus in Frankfurt berichtet anschließend über seine Arbeit als Chirurg von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und über seine Einsätze in Myanmar und Paraguay. Dort werden statistisch gesehen 2000-2200 Kinder mit dieser Behinderung geboren. Jungen sind hiervon doppelt so oft betroffen wie Mädchen. Man vermutet als Ursache spontane Mutationen aber auch eine mangelnde Ernährung in der Schwangerschaft, insbesondere ein Fehlen von Folsäure. Während in Deutschland Kinder oft schon kurz nach der Geburt operiert werden und eine optimale Versorgung erhalten, ist dies in Entwicklungsländern oft nicht möglich. Grund hierfür ist, dass vor Ort ausgebildete Anästhesisten fehlen und die Familien oft kein Geld für den Besuch von Ärzten und erst recht nicht für Operationen haben. Somit wird der ideale Zeitpunkt für eine OP im Alter von 6 Monaten verpasst. Kinder ohne geschlossene Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sind oft krank. Sie haben Wachstumsstörungen aufgrund der verminderten Möglichkeit zur Nahrungsaufnahme, Sprachstörungen und chronische Probleme mit ihrem Hörvermögen. Mit seinem Team reist er seit einigen Jahren daher in diese Länder mit dem Ziel den Kindern und auch ihren Familien ein normales Leben zu ermöglichen.

Der Kinderchirurg Dr. Reingruber hielt den Schlussvortrag über seine Arbeit in Madagaskar. Er selbst ist auf die Operationen vom Leistenhernien (Leistenbrüchen) spezialisiert. In Europa werden Kleinkinder spätestens nach 3 Wochen operiert. In Madagaskar ist dies auf Grund der medizinischen Versorgungslage nicht möglich. Dementsprechend leiden die Patienten, die nicht ohne medizinische Versorgung sterben, an schlimmsten Komplikationen. Das Team von Dr. Reingruber operiert schon seit einigen Jahren im gleichen Krankenhaus, so dass sich dort mittlerweile die Bedingungen für die Ärzte und auch Patienten stetig verbessert haben. von den über 250 gesichteten Patienten waren aber nicht nur Kinder mit Leistenbrüchen sondern Patienten mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern vertreten. Alles was man unter den gegebenen Möglichkeiten als machbar befand wurde operiert. Dazu gehörten z.B. normale Brüche aber auch eine Unterschenkelamputation. Da das Team sich eine Woche in Manambaro befindet und danach einen weiteren Ort in Madagaskar für eine weitere Woche aufsucht haben sich die Abläufe so eingespielt, dass die dortigen Patienten nach ca. 2 Tagen entlassen werden können. Eindrucksvoll und plastisch zeigte er die Arbeit vor Ort mit einem mehreren Minuten langen Video, in dem auch ehemalige Patienten und deren Eltern über ihre durchweg positiven Erfahrungen mit dem „Weißen Mann“ berichteten.

Abschließend schloss Reinhilde Stadtmüller die Mitgliederversammlung und wies auf das am 20.06.2019 (Fronleichnam) stattfindende Sommerfest im Innenhof der Privatbrauerei Glaab hin. Kuchen- und Salatspenden werden gerne entgegen genommen. Für die 30 jährige Geburtstagsparty von pro interplast am 26.10.2019, begleitet durch die extra hierfür wieder zusammengefundenen Band „United“, können ab sofort bei allen Vorstandmitgliedern für 15 Euro Karten erworben werden.