Presseberichte

Bei der Hauptversammlung konnte die Vorsitzende das 750. Mitglied begrüßen

Zu seiner Mitgliederversammlung hatte der Seligenstädter Förderverein „pro interplast“, seine Mitglieder, Freunde und Gönner in das Vereinsheim der Stadt Seligenstadt eingeladen.

Neben den zahlreichen Mitgliedern konnte die Vorsitzende Waltraud Huck auch dieses Jahr wieder zahlreiche Gäste wie Mainhausens Bürgermeisterin Ruth Disser, Hainburgs Bürgermeister Bernhard Bessel, Herrn Peter Dievernich, Vorsitzender des Gewerbevereins und zahlreiche engagierte Ärzte, begrüßen.

Bei seiner 23. Mitgliederversammlung konnte der Verein sein 750. Mitglied begrüßen. Die Augenärztin Frau Dr. Müller füllte noch während der Hauptversammlung ihren Mitgliedsantrag aus.

Frau Huck berichtete zunächst über ihre mit ihrem Mann unternommene Abschiedsreise nach Kalkutta und den damit verbundenen emotionalen Begegnungen und auch Belastungen. Anschaulich und mit Wehmut berichtete sie über die von ihr besuchten Einrichtungen und natürlich und am Wichtigsten den Menschen. Wie auch später bei den Berichten von den Referenten fehlten auch bei ihr nicht die Schilderungen über die desolaten Verhältnisse in den Krankenhäusern. Danach berichtete sie, dass der Verein im Jahr 2011 einen Spendenrekord erlebt hat. Dazu beigetragen haben neben dem Großspender darunter namentlich ICAP, auch Spender, die über das Internet und den Verein Charity Watch, auf pro interplast und seine Arbeit aufmerksam geworden sind.

Zudem wurde der Verein bei der Finanzierung der Herzoperationen von Kindern in Indien von der Aktion „Ein Herz für Kinder“ unterstützt. Durch diesen Beitrag konnten der Verein für 60 Kinder die lebensnotwenigen Operation bezahlen. Dabei kam es bei keinem der Kinder zu Komplikationen. Sie alle haben nun die Chance eine normale Kindheit zu erleben. Der vom Vorstandsmitglied Frau Gisela Ledwig vorgetragene Kassenbericht, wurde vom Kassenprüfer Herr Kaiser auch dieses Jahr wieder für die übersichtliche Kassenführung gelobt. Er betonte, dass wie immer alles bis auf den letzten Cent seine Richtigkeit habe.

Zunächst hielt Dr. Lutz Gruhl einen Vortrag über seine und die Arbeit seines Kollegen Dr. Andreas Schmidt-Barbo im Kodaikanal. Seit nunmehr acht Jahren reisen die Beiden mit ihren Teams nach Südindien. In Zusammenarbeit mit dem indischen Arzt Dr. Macarenhas, der seine Ausbildung in Deutschland absolvierte, operieren sie in einem Team von 10 Personen in dessen kleinem Krankenhaus. Für den reibungslosen Ablauf wählt Dr. Macarenhas vor der Anreise der Ärzte ca. 400 bis 500 Patienten aus. Danach findet durch die Ärzte eine weitere Auswahl nach den Kriterien statt, was machbar ist und geleistet werden kann, so dass letztlich bei einem Einsatz von zwei Wochen 100 Patienten operiert werden können. Dabei arbeiten die Teams in der Regel an zwei OP-Tischen gleichzeitig und nicht weniger als 12 Stunden am Tag, um der großen Zahl der hilfsbedürftigen Patienten gerecht zu werden. Im Zeitraum 2003 bis 2011 konnten im PASAM Health Center mittlerweile 1000 Patienten behandelt werden. Dr. Gruhl berichtete über Verbrennungsopfer und Patienten mit einer „Hasenscharte“ und anderen schweren Verletzungen. Während die Operation einer Kiefergaumenspalte mit 20 min anzusetzen ist, sind die Operationen der Verbrennungsopfer weitaus zeitaufwändiger. Häufig handelt es sich bei den Verbrennungsopfern um Frauen die die sogenannten „Mitgiftmorde“ überlebt haben und nun unter starken Entstellungen und äußerst schmerzhaften Narbenbildungen leiden. Nur 20 Prozent der Opfer überleben diese Attacke und nur ein Bruchteil erhält eine medizinische Versorgung. Durch den konstanten Einsatz in Dr. Macarenhas Krankenhaus kommen viele Patienten ein Jahr später noch einmal zur Kontrolle. Es ist somit auch möglich, Korrekturen vorzunehmen und zu erfahren, welche Wendung des Schicksals die Operation für die Patienten gebracht hat. Dr. Gruhl berichtete dabei über viele Patientenschicksale. So zum Beispiel über eine junge Mutter von zwei Kindern, welche von ihrem Ehemann mit Säure übergossen wurde. Nachdem sie schwerstentstellt überlebte, wurde sie samt ihrer Kinder verstoßen und vor die Tür gesetzt. Auf Grund ihrer Verletzungen und starken Schmerzen konnte sie kaum für sich und ihre Kinder sorgen. Nachdem sie bei einem von pro interplast finanzierten Einsatz operiert werden konnte, arbeitet sie nun im Haushalt einer reichen indischen Familie und kann sich und ihre Kinder wieder selbst ernähren. Die Patienten bekommen durch die Operationen nicht nur körperlich geholfen sondern auch an der Seele. Die sozialen Nachteile durch die Entstellungen können gemildert oder gar beseitigt werden und ihre Würde wird wieder hergestellt. Durch die Kooperation und Förderung indischer Kollegen hofft Dr. Gruhl, dass die Reduzierung deutscher Teams in Zukunft möglich sein wird. Bei seinem nächsten Einsatz im Kodaikanal plant er deshalb gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Gottfried Lemperle den Verein interplast Indien auf die Beine zu stellen, um effektiv „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten. Wobei er aber abschließend auch betonte, dass die Patienten bei seinen Einsätzen nie weniger werden.

Danach berichte Dr. Nguyen Phu über seine Einsätze in Vietnam. Seit dem Jahr 1998, mit Ausnahme eines Einsatzes in Laos im Jahr 2006, operiert er in wechselnden Gebieten seine Patienten. Im Dezember 2011 leitete er in einem zwei Personen-Team eine Einsatz bei dem 39 Patienten operiert werden konnte. Hierbei konnten von ca. 250 vorgestellten Patienten letztlich 39 Patienten operiert werden. Bei den behandelten Erkrankungen handelt es sich in hauptsächlich um Patienten die unter Erkrankungen der Schilddrüse leiden. Obwohl es Vietnam mittlerweile wirtschaftlich gut geht, werden 80 Prozent aller Aufwendungen für das Gesundheitswesen von den Patienten geleistet. Auf Grund des sozialen Ungleichgewichts können sich nur reiche Vietnamesen sich einen Krankenhausaufenthalt leisten, die Anderen müssen ihr Hab und Gut für die notwendige medizinische Versorgung verkaufen. Der Einsatzort befand sich diesmal auf einer Insel, bei der es für über 90.000 Einwohner nur ein Krankenhaus gibt. Um die wirtschaftlichen Verhältnisse zu verdeutlichen erzählte Dr. Phu, dass eine ausgebildete Krankenschwester nicht mehr als 60 € im Monat verdient - für eine Nachtschicht erhält man weniger als 1 €. Trotzdem arbeitete das dortige Personal tatkräftig bei den Operationen und der Nachsorge der Patienten mit. Durch die gute Zusammenarbeit mit den dortigen Ärzten müssen bei den Einsätzen keine Anästhesisten aus Deutschland mitreisen, was dem Team auch die Probleme mit dem dortigen Zoll erspare. Auch im Dezember 2012 plant Dr. Phu gemeinsam mit Dr. Alamuti einen erneuten Einsatz in Vietnam.

Abschließend referierte Dr. Nuri Alamuti über die Probleme und Herausforderungen bei Einsätzen im Allgemeinen. Er erläuterte, dass alle Länder Eigenheiten und bestimmte Krankheiten aufweisen, die ihren Grund in der jeweiligen Entwicklung des Landes haben. Ziel der Arbeit der Ärzteteams müsse immer die Nachhaltigkeit sein. Die Entwicklungsländer hätten sich sehr stark verändert, deshalb müssten sich die Ärzte auf neue Herausforderungen vorbereiten. Nicht nur die Operationen an sich seinen wichtig, sondern auch Sachmittelspenden führten zu deutlichen Verbesserungen. Die zukünftigen Einsatzorte sieht Dr. Alamuti in Krisengebieten und Regionen schwerster Armut (Afrika). Er berichtete darüber, dass er im Jahr 2011 bei zwei Einsätzen dabei war. Einer führte ihn in den Irak, der Andere nach Palästina. Zwar sei sein Einsatz in den Irak durchaus auch mit Gefahren für sein eigenes Leben verbunden gewesen, als Arzt sei er aber für sich zu der Überzeugung gelangt, dass er für seine Patienten diese Gefahr auch eingehen müsse. Bei seinem Einsatz nach Palästina war er Mitglied eines christlich, muslimisch und jüdischen Teams. Die Ärzte wurden dabei von einem Fernsehteam der ARD begleitet. Unter dem Titel „Operation Frieden“ kann die 30 minütige Dokumentation in der Mediathek des Fernsehsenders angeschaut werden. Zum Schluss zeigte er noch einen kurzen Beitrag über die Arbeit in Afrika. Den Zuschauern standen dabei die Tränen in den Augen.

Nach dem gehörten und gesehenen wäre jedes weitere Wort zuviel gewesen. Frau Huck bedankte sich bei den Referenten für die Schilderung ihrer Erlebnisse und schloss die Veranstaltung.