Presseberichte

„Unschätzbarer Beitrag"

Die Seligenstädter Organisation pro interplast liefert weiterhin Hilfsgüter in die Ukraine. Dort hält man Urkunden, Medaillen und andere Dankesbekundungen für die deutschen Helfer bereit.

Seligenstadt – „Wir wurden von einer ukrainischen Organisation ausgezeichnet.“ Mit diesen Worten machte die Seligenstädter Hilfsorganisation pro interplast kürzlich auf sich aufmerksam. Dem entsprechenden Facebook-Post waren Bilder von Urkunden und einer Medaille beigefügt. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine fährt der stellvertretende Vorsitzende von pro interplast, Christian Kühner, regelmäßig selbst in das kriegsgebeutelte Land, um Hilfsgüter zu liefern. Die Auszeichnung ist dabei nur die jüngste einer Reihe von Honorierungen und Dankesbekundungen. Man trifft Kühner an einem Dienstagnachmittag beim Beladen der nächsten drei Transporter, die nach Lwiw gehen sollen. Dort leitet ein Netzwerk aus jungen Frauen Hilfsgüter wie Lebensmittel und medizinisches Material dorthin weiter, wo es benötigt wird. Nach mehr als einem Jahr dieser Arbeit sind Kühner und sein Team sowohl bei Organisationen als auch bei Einzelpersonen bekannt.

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Fürsorge und Hingabe

Dabei kommt es inzwischen regelmäßig vor, dass Kühner bei seinen Besuchen Zeichen großer Dankbarkeit überreicht bekommt. Die letzte Auszeichnung stammt von einer ukrainischen Organisation namens „I am a Volunteer“. „Ihre Fürsorge und Hingabe bei der Unterstützung der Soldaten, Verteidigern und Zivilisten gibt uns Kraft und Mut, um die Grenzen unseres Landes standhaft zu verteidigen“, heißt es darin.

Christian Kühner kann mittlerweile auf eine ganze Sammlung ähnlicher Urkunden verweisen, wobei die älteste vom April 2022 stammt. Die Menge der Dankesbekundungen mindert aber keinesfalls deren Bedeutung für den Helfer. „Mir bedeuten die Auszeichnungen nach wie vor sehr viel, weil sie immer noch sehr persönlich sind“, sagt Kühner. Tatsächlich kann er zu jeder Urkunde und zu jedem Geschenk eine Geschichte erzählen.

Uniform übergeben

So berichtet er von Adrian, einem Ukrainer, dem er seine eigene Uniform gegeben hat. In der Hoffnung, dass der Soldat die Kämpfe überlebt, stellte Kühner ihm aber die Bedingung, die Kleidung wieder zurückzubringen. In dem entsprechenden Dankesschreiben ist die Rede von „moralischer“ und „geistiger“ Unterstützung.

Ein Armband, das Kühner trägt, ist wiederum aus Metall des Asow-Stahlwerks in Mariupol, in dem ukrainische Soldaten wochenlang ausharrten. Pro Interplast lieferte damals Hilfsgüter, die durch Tunnelsysteme an die Eingekesselten weitergegeben wurden.

Was beim Durchlesen der vielen Dankesschreiben auffällt, ist der Fokus auf die Unterstützung der Kampfhandlungen. „Ihr unschätzbarer Beitrag zum Sieg der Ukraine wird von jedem Soldaten und Bürger hoch geschätzt“, heißt es etwa in der jüngsten Auszeichnung. Zuvor haben ukrainische Soldaten eine Uhr geschenkt, die aus abgefeuerten Patronen hergestellt ist. „Für mich ist das sehr zwiespältig“, sagt Christian Kühner dazu. „Einerseits ist es für die Soldaten, die das hergestellt haben, ein großes Geschenk. Auf der anderen Seite muss ich davon ausgehen, dass mit den Geschossen Menschen verletzt oder sogar getötet wurden.“

Schwere Kämpfe in Bachmut

Generell war es für Kühner und seine Vorstandskollegen zunächst nicht selbstverständlich, dass die Hilfsgüter von pro interplast auch an Soldaten weitergeleitet werden. „Ich habe mich am Anfang schwer damit getan“, erinnert er sich. „Letztendlich sind das aber auch Menschen.“ Die aktuelle Lieferung geht nun fast vollständig an ein Feldlazarett bei Bachmut, wo seit einiger Zeit schwere Kämpfe herrschen. „Und wenn am Ende etwas davon an einen Soldaten der anderen Seite geht, ist mir das auch egal“, sagt Christian Kühner. (Vincent Büssow)